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Ein Bienenschwarm auf Abwegen

Tausende ungebetene Gäste

Nicht nur Lebewesen wie Du und ich scheinen das Heinsberger Land gerne zu besuchen: Wir sitzen bei herrlichem Sonnenschein gemütlich Freitag nachmittags auf unserer Terrasse in Erkelenz-Holzweiler und wollen bei einem Kaffee die Woche ausklingen lassen, als es unerwartet klingelt. Vor der Haustür steht unsere Nachbarin, um uns leicht beunruhigt mitzuteilen, dass sich soeben in einer unserer Zypressen ein Bienenschwarm niedergelassen hat. Während wir selbst noch gar nichts bemerkt haben, hat die Nachbarin den Schwarm heranfliegen sehen.

Neugierig schauen wir nach, wo sich die ungebetenen Gäste niedergelassen haben. Und ja, da hängen die Bienen in einer riesigen Traube von sicher mehreren Hunderten in einer Zypresse an der Grundstücksgrenze. Immer wieder lösen sich einige und schwirren umher. Nun sind wir nicht besonders ängstlich, aber so ganz wohl ist uns bei der Sache trotzdem nicht. Außerdem fragen wir uns natürlich, woher der Schwarm kommt und vor allem, wohin er will. Irgendwann genauso summend wieder verschwinden, wie er gekommen ist oder dauerhaft hier sein neues Domizil einrichten? Die Vorstellung erzeugt bei uns ein gewisses Unbehagen.

Hunderte Bienen haben sich in Trauben in der Zypresse versammelt.

Abwarten bringt keine Lösung

Was also tun? Am besten Google befragen, nicht ohne den Schwarm und seine Aktivitäten im Auge zu behalten. Der macht aber keine Anstalten, wieder zu verschwinden. Parallel kontaktiert unser Nachbar einen örtlichen Feuerwehrmann, der erklärt, dass die Feuerwehr in solchen Fällen nicht mehr ausrückt. Gemeinsam beschließen wir, der Natur zunächst ihren Lauf zu lassen und die Nacht abzuwarten. Vielleicht ziehen die ungebetenen Gäste ja irgendwann von alleine wieder ab und suchen sich eine neue Bleibe. Also ins Bett gehen und hoffen, dass die Bienen genau das tun werden … aber weit gefehlt, am nächsten Morgen harrt der Schwarm weiterhin in unserer Zypresse aus.

Der erste Weg am Morgen in den Garten bestätigt, dass die Lage unverändert ist. Offenbar gefällt es dem Schwarm bei uns, aber allen ist klar, dass er dort nicht bleiben kann. Immerhin haben die Nachbarn kleine Kinder, die ängstlich auf das ständige Summen um ihre Köpfe reagieren. In Anbetracht der beunruhigenden Nachrichten über das weit verbreitete Massensterben unserer Honig-Lieferanten, möchten wir aber eine gute Lösung für „alle Beteiligten“ finden.

Aktion Bienenrettung läuft an

Was ist also die richtige Option, um die Bienen zu retten und sie trotzdem loszuwerden. Professionelle Unterstützung kann nicht schaden! Ich entscheide mich, den Imkerverein Erkelenz e.V. zu kontaktieren. Die müssen doch wissen, was zu tun ist. Die freundliche Dame am Telefon teilt mir mit, dass es sich vermutlich um eine Altkönigin handelt, die sich mit einem Teil ihres Volkes vom übrigen Schwarm getrennt hat und nun einen neuen Stock sucht. Ein Problem könnte allerdings sein, dass der Schwarm nicht rechtzeitig eine neue Bleibe findet. Das hätte unweigerlich zur Folge, dass alle Bienen sterben würden. Und genau das wollen wir ja unbedingt verhindern!

Daher bietet uns die Dame vom Imkerverein an, sich in unserer Umgebung umzuhören, ob sich ein Imker aus der Nähe darum kümmern kann. Kurze Zeit später meldet sie sich wieder und kündigt ihren Vereinskollegen aus dem Nachbardorf Katzem an, der vorbeikommen will. Wir stellen unsere längste Leiter bereit, aber unser Nachbar kann sogar professionelles Gerät wie einen Steiger zur Verfügung stellen – ein Glücksfall bei der Unzugänglichkeit des Geländes. So kann der „Zugriff“ auf die in einem Hang stehende Zypresse vom Grundstück des Nachbarn aus wesentlich erleichtert werden.

Mit Wassersprühflasche bewaffnet zum Einsatz

Als der Imker eintrifft, ist schon alles vorbereitet und er kann direkt mit dem Rettungseinsatz beginnen. Nicht ohne Schaulustige! Unsere Nachbarn mit ihren beiden Kindern und wir werden Zuschauer dieses nicht ganz alltäglichen Schauspiels einer Bienenrettung. Der Imker streift den Schwarm nach und nach von den Zweigen unserer Zypresse in einen Eimer und kippt sie dann in eine vorbereitete Box. Wir sind beindruckt von seiner Coolness inmitten von hunderten aufgescheuchten Bienen, lediglich bewaffnet mit langen Handschuhen und einer Wassersprühflasche.

Schwierige „Bergung“ mit dem Steiger aus der Zypresse

Mitten aus diesem „Gewusel“ heraus erklärt er uns, dass es wichtig sei, dass er die Königin erwische. Die anderen Bienen würden dann nach und nach alle folgen. Anhand der Reaktion der Arbeiterinnen kann er erkennen, dass die Königin offenbar im Kasten ist. Diesen lässt er nun noch bis zum Abend in Nachbars Garten stehen, damit auch die letzten Nachzügler bemerken, wohin ihre Königin umgezogen ist.

Rettungsaktion geglückt – alle im Kasten!

Umzug in ein neues Domizil

Am Abend ist schließlich Ruhe eingekehrt im Bienenstaat und das Volk lässt sich ohne Probleme abtransportieren. Der Imker freut sich über den neuen Bienenstock und bietet uns an, demnächst gerne mal bei ihm vorbeizuschauen und uns noch mehr spannende Informationen über das Leben der Bienenvölker zu geben. Das werden wir sicher in Anspruch nehmen, denn wir alle finden die Aktion sehr lehrreich, die außerdem noch dazu beiträgt, uns die Angst zu nehmen und Respekt vor den Leistungen dieser fleißigen Lebewesen zu verschaffen.

 

Imker im Einsatz

Nach dem ersten Schrecken betrachten wir dieses unerwartete Ereignis somit als spannende Erfahrung und lehrreiche Naturkunde. Jedenfalls freuen wir uns, dass „unser“ Schwarm gerettet ist und weiter köstlichen Brotaufstrich produziert, den wir in Kürze auch mal probieren werden.

Und das ist nur eine von diversen Leckereien aus dem Heinsberger Land! Viele Produzenten heimischer Spezialitäten sind inzwischen unter der Regionalmarke „Heinsberger Land – das schmeckt man!“ organisiert, um gemeinsam für Produkte aus dem Kreis Heinsberg zu werben. Es lohnt sich also, sich einmal quer durch das Angebot zu testen und dabei gleich noch Land und Leute kennenzulernen. Dabei kann man nicht nur Honig, sondern viele andere Favoriten für sich entdecken. Viel Spaß beim Probieren!

Blühwiesen wunderschön anzuschauen und nützlich zugleich

Es mag überraschen, diesen Beitrag im Blog von Heinsberger Land zu entdecken, denn schließlich handelt es sich hier um kein buchbares Erlebnis – Bienenschwärme kommen nicht auf Zuruf angeflogen. Wir möchten nur den Anlass nutzen, für kleine Highlights zu sensibilisieren, die es ebenso zu entdecken gilt wie Burgen, Schlösser und Museen. Seien es die Köstlichkeiten der Region oder auch Ausflüge in den Wald der blauen Blumen „atlantische Hasenglöckchen“, der jedes Jahr von April bis Mai in Hückelhoven-Baal zu bestaunen ist.

Oder aber die „Aktion Blumenwiese“ der Stadt Erkelenz, ein Beispiel findet sich in Erkelenz-Granterath. Beides Grundlage und Lebenselixier für unsere Bienenvölker – und dabei auch noch wunderschön anzuschauen!

von
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Kommentare
Emanuela Fiorone
17.07.2020 | Auf diesen Kommentar antworten

Hallo, ein sehr schöner Bericht und nicht alltäglich zugleich. Das Heinsberger Land ist und bleibt spannend :o) LG, E. Fiorone

Elke S. hat darauf geantwortet
20.07.2020

Hallo, das kann ich nur zurückgeben und dazu noch die hoch professionellen wunderschönen Bilder in Ihrem neuesten Beitrag - Mohn, so weit das Auge reicht! Passt thematisch sehr schön zu meinem Beitrag - die Bienen bei der Arbeit in Nahaufnahme! LG, Elke S.
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