Der Wildpark Gangelt hatte für mich als Kreis Heinsberger immer einen besonderen Klang. Schon als ich klein war, bin ich hier mit meinen Eltern auf den Wegen entlanggelaufen, hingefallen, wieder aufgestanden und wieder hingefallen. Mit großen Augen habe ich den Rehen und Hirschen Futter durch den Maschendraht gesteckt und gelacht, wenn mir ihre raue, nasse Zunge die Hand kitzelte. Das war in den 80er Jahren. Zeit mit meiner Familie die verblassten Erinnerungen wieder aufzufrischen.
Für meinen Sohn Benjamin kam eines der Highlights direkt am Anfang, die Falknerei. Er ist jetzt vier Jahre alt und begeistert sich für alles, was spitze Zähne, lange Krallen oder starke Muskeln hat. Die Greifvögel, wie Milane, Turmfalken, Eulen, Mäusebussarde und vor allem der große Steinadler kamen ihm da wie gerufen. Mehrmals täglich (außer freitags) zeigen die Tiere im Freiflug, was sie können. Da gehen die Köpfe vieler Besucher unwillkürlich in duckende Haltung, wenn die eleganten Jagdvögel nur wenige Meter über der Falknerei ihre Bahnen ziehen. Was uns gefiel: Falls ein Tier nicht fliegen mag, bleibt es einfach an seinem Platz. Die Jagdvögel ruhen sich außerhalb der Flugzeiten gut sichtbar in offenen Hütten aus. Die Falknerei ist übrigens das Reich von Falkner Erwin Janssen. Er ist bereits seit über 30 Jahren hier und muss es auch schon gewesen sein, als ich noch mit meinen Eltern den Wildpark besuchte. Nur erinnern kann ich mich leider nicht mehr daran.
Früher kamen mir die Wege fast unendlich weit vor. Heute stelle ich fest, dass man sich nicht wirklich im Wildpark verlaufen kann, selbst wenn man sich anstrengt. Zum einen sind die sandigen Wege nicht kompliziert gestaltet, zum anderen weisen gleich am Eingang Schilder an den Wegekreuzen, in welcher Richtung sich welche Tiere entdecken lassen. Dass die Wege manchmal etwas holprig waren, hat uns nicht viel ausgemacht.
Zu sehen gibt es im Wildpark nur Tiere, die in unseren Gefilden heimisch sind oder es einmal waren. Wie etwa die Braunbären oder die Wölfe, die man hier ebenfalls beobachten kann. Dazu kommen verschiedene Wildkatzen, Störche am Storchenteich im Nordwesten des Parks und viele weitere Vogelarten. Rothirsche, Rehe, Dam- oder Sikahirsche gibt es hier genauso, wie seltene weiße Rot- und Damhirsche.
Uns viel auf: Die Gehege sind erfreulich weitläufig. Manche sind sogar so weitläufig, dass man die Tiere nicht sehen kann, wenn sie einmal ihre Ruhe haben wollen. Das mag den ein oder anderen Besucher stören. Für uns war es ein Zeichen dafür, dass der Wildpark sich sehr um das Wohl seiner Tiere kümmert.
Eher etwas für unsere Tochter waren die Tiere, die in die Kategorie „niedlich“ fallen. Hannah beginnt gerade zu laufen und will alles umarmen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das ging hier natürlich nicht. Anstrahlen konnte sie ihre „Teddys“ (Murmeltiere), „Katzen“ (Luchse) und „Ist das denn?“ (Fischotter) in vollen Zügen. Der Kinderzoo mit Füttern und Streicheln der Esel, Schafe, Ziegen, Hühner und Tauben hat dann beiden wieder viel Spaß gemacht. Übrigens gibt es im Wildpark auch einen Waldlehrpfad, an dem Besucher etwas über mehr als 50 Baumarten erfahren können. Das ist vielleicht etwas, wenn die beiden älter sind.
Neue Energie haben wir uns im Restaurant Haus Wildblick mit tatsächlich wunderbarem Blick auf den Park geholt. Die Energie sind wir kurz darauf auf dem Abenteuerspielplatz unweit des Wolfsgeheges beim „Papa hochheben“, „Mama anschaukeln“ und Kinder einfangen wieder schnell losgeworden. Uns hat der Besuch im letzten Herbst sehr gut gefallen. Der Nächste ist fest eingeplant. Mal sehen, ob meine 80er Jahre die 2010er und 2020er meiner Kinder werden.
Herbst 2016
Carsten Preis war mehrere Jahre lang als Mitarbeiter des Heinsberger Tourist-Service e. V. tätig und dort unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit und Social Media mitverantwortlich.
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