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Waldbaden: Baden ganz ohne Bikinifigur

Vom 1. Gedanken bis zum 1. Kurs

Meine Mutter sagte „Waldbaden – Das ist doch was für Dich!”. Aha? Die verrücktesten Gedanken jagten durch meinen Kopf. Badelatschen … Bikini … Handtuch … und dann in den Wald? Was soll das für ein Quatsch sein!? Doch dann zeigte sie mir einen kleinen TV-Bericht der ZDF-Sendung „Volle Kanne“ und ich war sofort von der Idee angetan. Achtsam den Wald erleben – super!

Ich meldete mich ein paar Tage später gleich bei einem Lehrgang zur Waldbaden-Kursleiterin an. Das war im Oktober 2018 und der Lehrgang war erst im April. So lange wollte ich natürlich nicht warten mit dem Waldbaden. Im Wald war ich mit unserem Hund Lingo sowieso fast täglich, warum also nicht mit „Badetasche”. 🙂 Los geht’s!

Lingo genießt täglich die Waldatmosphäre.

Ich fing an, diverse Bücher zum Thema zu lesen und den Wald ganz genau wahrzunehmen. Kaum konnte ich es erwarten täglich in der Mittagspause, nach Feierabend oder am Wochenende früh morgens in den Wald zu gehen. Ich wohne nur einen Katzensprung von der Teverener Heide entfernt und es dauerte nicht lange, bis ich nahezu jeden Weg kannte.

Achtsam den Wald neu erleben: Es ist wirklich eine ganz neue Erfahrung mit allen Sinnen bewusst in die Waldatmosphäre einzutauchen. Die Veränderung des Waldes durch die verschiedenen Jahreszeiten zu beobachten, ist besonders faszinierend.

Goldener, farbenprächtiger Herbst

Im Herbst wird alles bunt, das herunterfallende Laub bildet einen Teppich und es raschelt unter den Füßen. Man kann Kastanien sammeln und bei Regen duftet der Wald besonders gut.

Knackig kalter, glitzernder Winter

Im Winter bleibt es zwar eine Zeit lang kahl, dafür glitzert Regen und Schnee in der Sonne. Frühes Aufstehen lohnt sich, denn dadurch kommt man in den Genuss von unberührten Schneefleckchen und Eiskristallen auf Moos, Stämmen und Blättern.

Leuchtender, verheißungsvoller Frühling

Dann der Frühling. WOW! Alles leuchtet in verschiedenen Grüntönen, die Vögel zwitschern wie verrückt, Blümchen blühen und alles wird nach und nach unglaublich lebendig.

Es ist wirklich eine wundervolle Erfahrung sich auf den Wald einzulassen, und ganz nebenbei tut man auch noch etwas für seine körperliche und mentale Gesundheit.

Begeistert von den ersten jahreszeitlichen Eindrücken beim Baden im Wald begann dann im April 2019 endlich der Lehrgang. Mit einer tollen Truppe und zwei Ausbildern ging es nun täglich in den Wald. Wir lernten neben Achtsamkeits- und Entspannungsübungen auch, welche Vorteile der Wald sonst noch bietet. Dass man bei bestimmten Übungen das Gedankenkarussell stoppen kann, hatte ich schon selbst herausgefunden. Aber wie sich der Wald positiv auf unseren Blutdruck und Puls auswirken kann, wie genau er das Immunsystem stärkt, warum wir Stress abbauen oder den Apfel nach dem Waldbesuch besser essen ohne uns die Hände zu waschen 🙂 , lernte ich im Teutoburger Wald.

Da ist es, das erworbene Zertifikat für ganz besondere Walderlebnisse.

So, nun bin ich also vom Bundesverband Waldbaden e.V. zertifizierte Waldbaden-Kursleiterin. Und jetzt? Eigene Kurse geben – oje, oje – beim ersten Gedanken daran wurde ich schon sehr nervös. Als erstes musste natürlich meine Familie dran glauben: Ab in den Wald mit allen, Mutti hat es mir ja schließlich eingebrockt.

Dann: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Flyer entwerfen, drucken, verteilen und einen ersten Kurstermin festlegen. Kurz darauf: Nägel mit Köpfen. Der Termin stand fest. Nur, wo genau sollte ich mit meinen ersten Kursteilnehmern gehen? Ich habe ein Waldstück nach dem anderen abgeklappert. Wo ist sie, die perfekte Route? Wo ist es besonders schön? Ruhig? Abwechslungsreich? Dabei hab ich die herrlichsten Ecken im Heinsberger Land ganz neu erlebt.

Das Schöne im Kleinen entdecken

Man sagt – und das stimmt auch – Waldbaden ist in jedem noch so kleinen Waldstück möglich. Trotzdem wollte ich es natürlich so schön und geeignet wie möglich. Es heißt auch, man geht ca. einen Kilometer pro Stunde, also – so dachte ich mir – brauche ich eine 2 bis 2,5 km lange Route. Endlich fand sich die perfekte Strecke. Jetzt musste nur noch der Kurs geplant werden. Wie fange ich an? Was möchte ich alles sagen? Welche Übungen in welcher Reihenfolge? Was darf ich nicht vergessen? …

Super, bereits zwei Anmeldungen zum festgelegten Termin … yeah!!!  Ich war ehrlich gesagt froh über die kleine Anzahl, denn bei einer großen Gruppe gleich beim ersten Mal wäre ich ja noch nervöser gewesen. Dann ging es los. Tag X war gekommen. Start um 9 Uhr. Am Treffpunkt angekommen stellte sich leichter Nieselregen und Nebel ein. „Oh nein“, dachte ich, denn ich wollte es lieber trocken mit blauem Himmel und Sonnenschein. Aber was soll’s, los ging’s in den Wald!

Mein erster Kurs: ganz anders als geplant, aber beeindruckend schön

Rosemarie und Jan waren meine ersten Kursteilnehmer. Bei so lieben Menschen fiel mir schon nach wenigen Minuten ein Stein vom Herzen und meine Nervosität löste sich immer mehr auf. Es war so toll! Der Nieselregen macht die Luft noch gesünder und auch der Nebel hatte etwas, Tau lag auf Blättern und Grashalmen. Nach und nach kam auch die Sonne raus, das Feuchte glitzerte und der Duft der Nadelbäume war total intensiv wahrzunehmen.

Eine Entspannungsübung und einige Atemübungen begleiteten uns auf unserer Entdeckungsreise. Auf dem Moos spazierte man wie auf Wolken, wir erspähten viele Keimlinge und junge Triebe, beobachteten Käfer, schnupperten an Tannennadeln, hörten den Vögelchen zu, verglichen verschiedene Rindenmuster und erlebten so Vieles mehr.

Meinen Plan habe ich unterwegs einfach weggesteckt und alles spontan gemacht, wie es gepasst hat. Und statt den geplanten 2,3 km  haben wir in 2 Stunden gerade einmal knappe 800 m zurückgelegt. Aber das war goldrichtig – Entschleunigung pur – genau, was wir wollten. Es hat riesigen Spaß gemacht, und das Beste – beide möchten wieder kommen. Yeah!

Mir persönlich haben es die Achtsamkeitsübungen angetan, überhaupt gehe ich seitdem noch achtsamer nicht nur durch den Wald, sondern durchs Leben. Ich achte jetzt auch viel öfter auf die kleinen Dinge.

Achtsamkeit bedeutet für mich mehr Lebensfreude!

von
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